Nach dem vergangene Woche der Gegner in Neuenkirchen vollkommen unterschätzt wurde, bestand diese Gefahr im Topspiel nicht. Die Qualitäten der Gäste, die vielmals auch in deutlich höheren Klassen schon nachgewiesen wurde, war jedem Spieler bekannt. Klare Sache, auf dem Schledehauser Kunstrasenplatz kann es nur über Einsatz, Laufbereitschaft und Kampf gehen.

SV 28 Wissingen II – SV Melle Türkspor 1:0 (1:0)

(alle Fotos von Bernd Seyme)

Zu Beginn der Partie ist der Respekt auf Wissinger Seite groß. Ohne nennenswertes Pressing lässt man den Gegner zunächst kommen und auch dann wird nicht ausreichend zugepackt. Die letzte Reihe wird aber stabil gehalten, sodass dem Gegner die Abschlüsse aus der Distanz gelassen werden. Diese sind zunächst zu unpräzise, doch es ist klar, dass die Sache auf diese Weise nicht lange gut gehen wird. Zunehmend wird sich mehr zugetraut und besonders werden die Räume besser verschoben, sodass Türkspor mehr Aufwand betreiben muss, um in die Nähe des 16ers zu kommen. Ganz besonders wichtig, dass aus dem aggressiveren Zweikämpfen auch gefährliche Ballgewinne resultieren. Die beste Möglichkeit entsteht ebenso nach einer Eroberung im Mittelfeld, der erste Abschluss von Matthis Kentsch wird gehalten, der Nachschuss von Patrick Wibbeler wird von der Linie gekratzt. Mit enormen Aufwand wird das Spiel immer weiter vom Wissinger Strafraum ferngehalten. Mitte der ersten Halbzeit schlägt Moritz Goldschmidt einen Freistoß von der Mittellinie in den Strafraum, Marcel Richter köpft sich den Ball selbst auf dem Fuß und steht – auch für ihn überraschend – ganz frei vor dem Tor, er schiebt ein und das ganze Team findet sich in einer Jubeltraube wieder. Das Tor stellt das entscheidende Signal dar, nun auch absolut alles ins Spiel reinzuwerfen. Ab jetzt wird kein Meter Feldgewinn mehr kampflos überlassen. Torchancen für Türkspor gibt es nur aus der Distanz und aus den vielen Freistößen aus Strafraumnähe, von denen der Schiedsrichter auf beiden Seiten genug gibt. Der gefährlichste Freistoß wird vor der Pause an die Latte gesetzt.

Durchpumpen in der Halbzeit. So richtig weiß niemand, wie den Gästeangriffen noch eine Halbzeit entgegen gekommen werden soll. Doch mit Wiederanpfiff holt sich die Mannschaft Minute für Minute mehr Selbstvertrauen. Einsatz wird belohnt und führt zu noch mehr Einsatz. Nun wirft Wissingen in einem zunehmend hektischen Spiel alles rein, was geht. So bleibt das Muster gleich – Abschlüsse werden nur aus der Distanz zugelassen und dort ist Dieter Kunde, wie auch bei Flanken, ausnahmslos zur Stelle. In einer Phase, in der ein bisschen die Kraft ausgeht, sieht ein Gästestürmer die rote Karte für Nachtreten. Ab diesem Zeitpunkt wird das Spielgeschehen noch wilder, doch es bleibt alles im Rahmen. Wissingen nutzt die verbleibende Kraft für das Fußballspielen und hält weiter bärenstark dagegen. Türkspor versucht noch mehr und schiebt wieder Richtung Wissinger Tor, doch die Verteidigung stellt sich jeder Welle mit Konzentration und vollem Einsatz entgegen. Einmal muss das Aluminium retten, auch Ditze pariert noch mehrmals stark. Nun erspart sich unsere Zweite aber auch gar nichts, die mehrmals auftretenden brandgefährlichen Kontersituationen werden allesamt nicht genutzt. Entweder wird die Aktion nicht sauber ausgespielt oder der Abschluss ist auch der Kraft geschuldet nicht Präzise genug. So muss auch die zehnminütige(!) Nachspielzeit durchgezittert werden. Doch einmal mehr verteidigt die ganze Mannschaft im Kollektiv auch die letzten Angriffe und fährt den Sieg ein.

So belohnt sich das Team für den Wahnsinns-Einsatz, der sich in den vergangenen Monaten bereits gemeinsam erarbeitet wurde. Die Momentaufnahme „SPITZENREITER“ kann einem diesen Sonntag keiner mehr nehmen. Über 100 Minuten kein Gegentor gegen eine fußballerisch hochveranlagte Truppe zu kassieren, ist aller Ehren wert und zeigt, was da in letzter Zeit für eine Mannschaft dicht zusammengewachsen ist. Doch nächste Woche zählt das Ergebnis von heute nicht mehr, wenn es zu SuS Vehrte II geht, dem nächsten gefährlichen Gegner, gegen den erneut voller Einsatz gefragt ist.